Mit keinem anderen Boxer verband Muhammad Ali eine solch große Rivalität wie mit Joe Frazier. Dreimal kämpften die beiden gegeneinander und jedesmal gingen sie absolut an ihre Grenzen.
Das erste Aufeinandertreffen fand am 8. März 1971 im New Yorker Madison Square Garden statt. Ali hatte erst zwei Kämpfe nach seiner dreieinhalbjährigen Zwangspause absolviert und noch nicht seine alte Form gefunden, während Frazier - ungeschlagen wie Ali - den WM-Titel seit 1970 innehatte.
Bereits im August 1970 - Ali durfte noch nicht kämpfen - hatten sich die beiden auf Alis Veranlassung hin getroffen und waren zusammen nach New York gefahren. Ali wollte Material für seine Autobiographie sammeln und wusste nicht, ob er je wieder kämpfen würde. Kurz darauf hätten sich die beiden Schwergewichte beinahe in einem Park in Philadelphia duelliert, doch Frazier machte in letzter Minute einen Rückzieher - er hätte als Champion nur verlierenkönnen.
Als Ali dann endlich eine Lizenz hatte, hätte Frazier Alis erster Gegner nach dem Exil sein sollen, doch das Camp des Weltmeisters lehnte zunächst ab.
Ende Dezember 1970 war es dann aber doch soweit und der Kampfvertrag wurde unterschrieben. Ali und Frazier bekamen je 2,5 Mio Dollar, eine unvorstellbar hohe Summe für damalige Verhältnisse. Beide zogen dieses Angebot einem anderen vor, dass ihnen 1,25 Mio gegen 35% des Bruttoeinkommens des Kampfes garantiert hätte. Was beide Boxer nicht ahnen konnten war, dass ihnen in diesem Fall neun statt zweieinhalb Millionen gewunken hätten.
Das Aufeinandertreffen bekam den Titel "Kampf des Jahrhunderts". Zum ersten Mal standen sich zwei ungeschlagene Schwergewichtler in einem Titelkampf gegenüber. Im Vorfeld des Kampfes heizte Ali wieder einmal die Stimmung an,indem er Frazier unter anderem dumm und hässlich nannte. Ali hackte darauf herum, dass Joe, der einst in einem Schlachthaus gearbeitet hatte, nicht so gebildet und redegewandt war wie er, doch Frazier ließ sich - im Gegensatz beispielsweise zu Liston - nicht von den Mätzchen seines Gegners beeindrucken.
Auch während des Kampfes konnten Alis Psycho-Tricks Frazier nichts anhaben, im Gegenteil, dieser schlug mit Alis eigenen Waffen zurück. Immer wieder grinste er ihn an und zeigte Ali, dass ihm seine Treffer nichts anhaben konnten.
Frazier dominierte den Kampf über weite Strecken und hätte den müden Ali in der elften Runde beinahe ausgeknockt. Heftig schwankend hing dieser in den Seilen und rettete sich mit Mühe in die Pause. Er sollte sich nicht mehr erholen.
In der fünfzehnten und letzten Runde ging Ali nach einem linken Haken, der ihn am Kinn erwischte, zu Boden - es war einer von drei Niederschlägen in Alis gesamter Karriere. Er kam aber sofort wieder auf die Beine, obwohl jeder andere Boxer wohl liegengeblieben wäre, und stand die restliche Zeit durch. Ali beschreibt den Niederschlag in seinem Buch "Der Größte" so: "Ich kann mich nicht erinnern, dass ich zu Boden gehe. Nur, dass ich unten bin, hochblicke, höre, wie gezählt wird und weiß, dass ich da unten nichts zu suchen habe."
Frazier gewann klar nach Punkten und fügte Ali, der nie ein Mittel gegen dessen Haken gefunden hatte, seine erste Niederlage bei. Ali hatte damit das erste Mal den WM-Gürtel im Ring verloren und musste anerkennen, dass Frazier an diesem Abend zu stark gewesen war und dass er noch nicht in der Verfassung war, mit der er vor dem Exil nicht zu schlagen gewesen war.
vs. Sonny Liston (I) - vs. Sonny Liston (II) - vs.Joe Frazier (I) - vs.George Foreman - vs. Joe Frazier (III)
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