Muhammad Ali gegen Sonny Liston (II)

25. Mai 1965, Lewiston

Der Rückkampf zwischen Cassius Clay, der seinen Namen in der Zwischenzeit in Muhammad Ali geändert hatte, und dem entthronten Ex-Champion Sonny Liston wurde zunächst auf den 16. November 1964 festgesetzt.

Drei Tage vor dem Kampf wurde bei Ali aber eine Schwellung in den rechten Eingeweiden diagnostiziert, die sich als Leistenbruch entpuppte, was eine sofortige Operation unumgänglich machte. Der Kampf wurde um ein halbes Jahr verschoben und sollte in Lewiston, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Maine stattfinden. Die dortige Halle hatte ein Fassungsvermögen von gerade 5000 Zuschuern und war nicht einmal ausverkauft.

Die Geschichte des eigentlichen Kampfes ist schnell erzählt. Er hatte noch nicht richtig begonnen, da war alles schon wieder vorüber. Gerade 105 Sekunden hatten die zwei Boxer hinter sich gebracht, in denen Ali sechs Schläge angesetzt hatte, als Liston plötzlich zu Boden ging. Er war Opfer eines sog. "Phantom-Punches" geworden, den ein Großteil der Zuschauer nicht einmal gesehen hatte. In der Zeitlupe kann man erkennen, wie Liston einen Jab schlägt, der den nach rechts ausweichenden Ali nicht erreicht. Ali schlägt eine Rechte an Listons Kiefer, die dieser nicht kommen sieht, weil sein Kopf für kurze Zeit nach unten fällt. Da Liston sich nicht auf den Schlag einstellen konnte, weil er ihn nicht kommen sah, fiel er sofort um.

Ali ging nicht in die neutrale Ecke sondern stellte sich neben Liston auf und schrie ihn an, er solle aufstehen und kämpfen.

Ringrichter Jersey Joe Walcott, ehemaliger Schwergewichtsweltmeister, versuchte verzweifelt, Ali wegzudrängen und vergaß darüber, Liston auszuzählen, der sich nach siebzehn Sekunden erhob und den Kampf wieder aufnahm. Einige Sekunden später brach Walcott den Kampf dann endgültig ab, nachdem Nat Fleischer, der Herausgeber des Ring Magazine in den Ring gerufen hatte, Liston sei längst ausgezählt worden. Walcott erklärte Ali zum Sieger durch K.O.

Viele Zuschauer monierten, der Kampf sei abgesprochen gewesen. Die Bundespolizei FBI nahm Ermittlungen auf. Der Kampf hatte sogar ein Nachspiel im US-Kongress. Ans Licht kamen etliche Informationen. Sie blieben am Ende nur Spekulation: Liston soll in seinem Trainingslager Besuch von einigen unangenehmen Typen gehabt haben, die sich als Repräsentanten der Black Muslims vorstellten. Sie hätten Liston gedroht: Sollte er siegen, würden sie dessen 23jährige Tochter Eleanor umbringen.

Andere Versionen: Liston habe sich für Geld niedergelegt.

Oder: Ein abgesplitterter Flügel der Black Muslims habe Ali gedroht, er werde während des Kampfes erschossen. Und Liston habe Angst gehabt, dass er ebenfalls eine Kugel verpasst bekommt und hätte deshalb so schnell wie möglich den Ring verlassen wollen.

All dem widerspricht Ali in seiner Autobiographie entschieden: "Tatsache ist, dass noch niemals ein Kampf weniger abgesprochen war als dieser" (S.123).

Muhammad Ali gegen Joe Frazier (I)

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